Sonnabend, 23. November 2024

Deutliche Kritik am neuen Pflegeberufegesetz

Deutliche Kritik am neuen Pflegeberufegesetz

Pflegefachleute im Gespräch mit Politik

Über Konsequenzen des kürzlich im Bundestag verabschiedeten Pflegeberufegesetzes informierten sich gestern CDU-Politiker in der Berufsbildenden Schule Marienhain Vechta gGmbH (BBS). Neben MdL Dr. Stephan Siemer, Jörg Hilmer, dem stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden im niedersächsichsen Landtag, und Bundestagskandidatin Silvia Breher nahmen an dem Gespräch auch Mitglieder des Stadtrates und Kreistages teil. Vertreter der Schulleitung, der Schulstiftung St. Benedikt und der St. Hedwig-Stiftung erläuterten ihnen die negativen Auswirkungen des Gesetzes auf die Ausbildung und den Einsatz künftiger Pflegefachkräfte.

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© Offizialat/Hörnemann
Silvia Breher (vorne) hört Stefan Hackmann (l.) und Schulleiter Hartmut Pille (r.) aufmerksam zu.

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© Offizialat/Hörnemann
CDU-Politiker besuchten die BBS Marienhain. Peter Schulze (5.v.l.) und Stefan Hackmann (1.v.r.) erläuterten ihnen dabei die Auswirkungen des neuen Pflegeberufegesetzes.

Das Gesetz sehe eine Generalistik für die Ausbildung in Pflegeberufen vor, erklärte Stefan Hackmann, Leiter des Fachbereichs Pflege an der BBS. Angehende Kranken-, Kinderkranken- und Altenpfleger sollen gemeinsam ausgebildet werden und anschließend Praxisphasen in den anderen Bereichen absolvieren. Das Gesetz habe ihn und seine Fachkollegen schockiert, sagte Hackmann. „Ich erkenne das Bemühen der Gesetzesmacher, allen gerecht werden zu wollen, aber das Ergebnis ist desaströs.“ Denn das Gesetz fokussiere die Ausbildung allein auf Krankenhäuser, führe Pflegeschulen in die Planungsunsicherheit und erzeuge einen noch größeren Fachkräftemangel in der Altenpflege, ist er überzeugt.

„Wir bemühen uns, das Beste zu geben. Uns wird bestätigt, dass wir die Leute gut auf den Beruf vorbereiten. Doch das wird uns immer wieder durch Rahmenbedingungen erschwert“, klagte Hackmann. Das Gesetz mache neue Ausbildungsgänge erforderlich, ohne Inhalte für Theorie und Praxis zu formulieren. Die bundeseinheitlichen Vorgaben seien für das Frühjahr 2018 angekündigt und können durch die Bundesländer noch individuell verändert werden. Auf dieser Basis müssten Pflegeschulen die Ausbildung gestalten und im Jahr 2020 mit der Umsetzung starten. An die Landtagsabgeordneten plädierte Hackmann daher, noch mögliche Stellschrauben für Niedersachsen bestmöglich zu drehen. So könne man Sonderregelungen über 2020 hinaus verlängern und Schulen an den Lehrplänen beteiligen.

Auch Peter Schulze, Geschäftsführer der Vechtaer St. Hedwig-Stiftung, kritisiert das Gesetz. Er wolle die gemeinsame Ausbildung nicht verteufeln, „aber diese Generalistik werde den Fachkräftemangel in der Pflege nicht lösen.“ Es sei gut, in der Theorie bestimmte Ausbildungsinhalte zu vereinen, in der Praxis wolle man hier jedoch zu viel. Die Generalistik werde die Attraktivität des Pflegeberufes nicht steigern, gab auch Breher zu bedenken. Dafür brauche es vielmehr eine handhabbare Ausbildung, eine angemessene Vergütung und ein attraktives Berufsbild. Auch Hilmer sah Schwierigkeiten im Gesetz. Egal, ob die Ausbildung drei oder vier Jahre dauere, man wolle erreichen, dass Fachkräfte ausgebildet werden, die vom Säugling bis zum Greis alle Menschen pflegen könnten. Er wolle sich mit den Sozialpolitikern seiner Partei über die Möglichkeiten austauschen und für die Pflegeausbildung engagieren. „Ich danke sehr für die Sensibilisierung für dieses Thema. Ich habe viel gelernt“, gestand er und bat darum, in einiger Zeit erneut zu einem Gespräch kommen zu dürfen.

Johannes Hörnemann

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